Bei der Lebenshilfe Lüdenscheid - Märkischer Kreis ist Nachhaltigkeit ein fest integrierter Unternehmensbestandteil. Die Lebenshilfe Lüdenscheid - Märkischer Kreis unterstützt mit mehr als 320 Mitarbeitenden Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen aller Altersstufen und Menschen in besonderen Lebenslagen sowie ihre Familien. Damit sind körperliche, seelische oder geistige Behinderungen/Bedrohungen, aber auch Pflegebedürftigkeiten, Entwicklungsverzögerungen oder Verhaltensauffälligkeiten von Menschen gemeint. Die Dienste und Einrichtungen dienen sowohl der Behinderten-, Kinder-, Jugend- und Altenhilfe als auch der Wohlfahrtspflege und Bildung.
Auf einem Hügel gelegen, am Rande von Lüdenscheid, in Wigginghausen, liegt eine Wohneinrichtung der Lebenshilfe Lüdenscheid – Märkischer Kreis mit 26 Wohneinheiten. 2017 wurde das alte Wohnhaus abgerissen, da es aufgrund von fehlender Barrierefreiheit nicht dem heutigen Standard entsprochen hatte. 2021 sind hier 26 Wohneinheiten entstanden, mit viel Licht und moderner Heizungsanlage. Denn als neu gebaut wurde, war für die Vereinsspitze klar: Die Lebenshilfe will eine nachhaltige Heizlösung.
Im Flur vom Eingang des Wohnkomplexes steht Michael Niemann in Arbeitskleidung, der gelernte Elektroinstallateur ist nicht nur Facility Manager der Lebenshilfe, sondern seit neuestem auch „Klima-Scout“. Fotos hängen an der Wand, Niemann steht vor einem Schwarzweiß-Bild: „Das hier war früher mal ein Bauernhof“, weiß der Facility Manager, „mit Hühnern und Pferden“. Der Stall, die hintere Scheune, sei nun seine Werkstatt und alles, was vom Hof noch erhalten sei. Auf einer Tafel daneben ist ein Dankesschreiben an alle Spender für den alten sowie den neuen Bau abgedruckt.
Niemann selbst habe bei der Lebenshilfe angefangen, als gerade der Abriss bevorstand. Spannend für ihn waren die Baustellenabläufe sowie die Neuanlage der Erdwärmepumpe. „Zehn Löcher mit 120 Meter Tiefe“, erinnert sich der Klima-Scout. Jetzt steht die Anlage im obersten Geschoss und versorgt insgesamt 1600 Quadratmeter Fläche über den Fußboden mit Wärme und die Bäder mit Heißwasser. Auch da Wärmepumpen eine geringere Heizleistung haben, wurde bei der Planung auf eine ausreichende Dämmung geachtet. Die Frage, ob die Mehrkosten für dieses Heizsystem im gemeinnützigen Verein auf viel Gegenwehr gestoßen ist, kann Niemann nicht beantworten, aber er weiß: „So ein Projekt ist natürlich einfacher zu planen und umzusetzen, als wenn man neu baut.“
Für den hauptamtlichen Vorstandsvorsitzenden Stephan Thiel war bei der Planung des Neubaus sofort klar: „Wenn neu gebaut wird, dann nur mit einer Wärmepumpe“, wie er in einem späteren Gespräch mitteilt. Und nein, es habe nicht viel Gegenwehr gegeben. Die Lebenshilfe Lüdenscheid – Märkischer Kreis habe sich mit ihren Zielen der Nachhaltigkeit verschrieben. Auch beim Einkauf achte man beispielsweise darauf, nachhaltige Produkte einzukaufen. „Das ist unsere Unternehmenspolitik, für die ich mich auch verantwortlich fühle“, sagt Thiel. Da ist es nur konsequent, dass zukünftig geplant ist, zum Jahresabschluss einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen.
Hier kann man viel CO2 sparen. Laut Umweltbundesamt ist die Heizung im Haushalt der mit Abstand größte Verursacher von Kohlendioxid (CO2). Im Vergleich zu einer Gasheizung kostet eine Wärmepumpe das doppelte, bis zu 40 Prozent können jedoch über die Bundesanstalten BAFA und KfW gefördert werden. Dennoch blieben noch hohe Kosten für die Lebenshilfe übrig: Laut Thiel werde ein Neubau nicht vollständig von den Trägern übernommen, generell gebe es da immer eine Lücke von ca. 20 Prozent. So organisierte der Verein eine groß angelegte Spendenaktion, um genug Spenden für den Neubau und somit auch die Wärmepumpe zu sammeln. Später sollen sich die hohen Investitionen wieder auszahlen: „Wegen der Nutzung der Erdwärme erwarten wir langfristig eine Kostenerleichterung.“
Teilnehmende Organisation bei: „Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken“
Als es dann einen Aufruf des Paritätischen Spitzenverbands zum Projekt „Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken“ gab, war der Vorstandsvorsitzende sofort begeistert. „Uns kam das Projekt sehr gelegen, weil wir eh dran sind und es sehr ansprechend war, zum Beispiel auch einen CO2-Fußabdruck berechnen zu lassen“. Die Lebenshilfe Lüdenscheid – Märkischer Kreis wird als teilnehmender Verein drei Jahre dabei begleitet, ihren CO2-Fußabdruck zu analysieren, Möglichkeiten des betriebsinternen Klimaschutzes zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Neben der Betrachtung der Gebäude rückten hier zudem Arbeitswege der Mitarbeitenden, deren Verhalten oder die Erneuerung von Thermostaten in den Fokus. Auch hebt Thiel die Vernetzung zu anderen Organisationen sowie deren Input hervor. Generell würde er aber nicht sehen, dass viele soziale Einrichtungen nachhaltige Ideen konsequent umsetzen: „Die Energiewende ist bei den anderen Vereinen nicht so ein großes Thema“, meint Thiel, der Fachkräftemangel würde da als Problem hervorstechen.
Neue Pelletheizung für Wohneinheit in Hellersen
Als Facility Manager ist Niemann für alle Objekte der Lebenshilfe Lüdenscheid – Märkischer Kreis zuständig. Auf dem Weg zu einer anderen Wohneinheit berichtet Niemann von seinen Projekten als Klima-Scout. Gerade habe er 150 alte Leuchtmittel ausgebaut und LED-Panels eingesetzt. Zudem setzt die Lebenshilfe jetzt an bestimmten Stellen auf Bewegungsmelder: „Früher ist man wohin gekommen und das Licht brannte oft bis in die Nacht, weil auf Fluren die Lichter angelassen wurden.“ So könne man eine Menge Strom sparen.
Angekommen in Hellersen, hier steht ein Haus mit acht Wohneinheiten. 2020 hat die Lebenshilfe das Objekt gekauft. Im Eingangsteil liegen Prospekte der Lebenshilfe Lüdenscheid - Märkischer Kreis auf einem kleinen Tisch aus: „Wasser sparen“ und „Strom sparen“ sind die Titel. Beide Auslagen beinhalten Tipps in Leichter Sprache für die Bewohner*innen. Thiel wird später berichten, dass sie die Prospekte in Eigeninitiative erstellt haben: Die pädagogische Begleitung werde zudem dazu angehalten, „die Tipps in den Tagesabläufen zu integrieren.“
Da man in dem Objekt in Hellersen im Bestand keine Fußbodenheizung einbringen konnte, habe man sich nach einer Sanierung für eine neue Pelletanlage entschieden. Durch einen hohen Nutzungsgrad können laut Umweltbundesamt moderne Brennwertkessel sehr energieeffizient sein (A++) und Kosten einsparen. Pelletheizungen haben hingegen den Nachteil, dass sie viel Platz benötigen, da ein Pelletlager integriert werden muss. So besteht auch der Heizungskeller in dem Gebäude der Lebenshilfe aus zwei Räumen, einen mit Heizkörper und einen mit Silo. Niemann sind Verbesserungen seit dem Austausch der alten Pelletanlage in eine neue bereits aufgefallen: Die neue sei viel effektiver. „Die alte hatte alle zwei Wochen eine Störung und ich musste jede Woche hier hin, um die Asche im Tank zu entleeren.“ Die neue Pelletheizung läuft seit November störungsfrei und die Asche wurde bisher nicht entleert.
Auf dem Rückweg stellt Niemann weitere Projekte vor. Er habe die Begrünung von Dächern im Blick, auch wolle man zukünftig in Fotovoltaik investieren. Generell merkt man Niemann den Enthusiasmus bei der Umsetzung nachhaltiger Lösungen im Gebäudemanagement an. „Mein Tipp ist, einfach machen“, es würde sich lohnen.
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- Weitere Infos zur Lebenshilfe Lüdenscheid - Märkischer Kreis gibt es auf deren Homepage.
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Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem aktuellen Verbandsmagazins mit dem Titel "Energie und Krise" des Paritätischen Gesamtverbandes.
Viele Menschen in Deutschland sorgen sich derzeit um die steigenden Energiepreise. Auf der anderen Seite sind der Klimawandel und seine Folgen ein dringliches Problem. Für unser Verbandsmagazin haben wir deshalb mit der Klimaaktivistin Luisa Neubauer gesprochen und sehen uns an, wie Paritätische Organisationen bei Energiearmut helfen und wie unsere Einrichtungen sich selbst den neuen Herausforderungen anpassen und auf ökologische Energieversorgung umsteigen. Wir geben Energiespartipps und stellen das Projekt www.energie-hilfe.org vor.
Für manche ist Soziales und Ökologie ein Widerspruch. Nicht für den Paritätischen. Wir sagen schon lange: Es geht nur ökosozial. Daher berichten wir auch über unsere Kooperation mit Bündnispartner*innen aus dem Umweltbereich. Und natürlich gibt es wieder alle Neuigkeiten aus dem Paritätischen Gesamtverband.