Wie jedes Jahr ist auch 2021 am Tag nach Muttertag der Tag der Kinderbetreuung. Zeit darüber nachzudenken, wer was warum und wofür braucht. Hier sind 20 Zahlen, die zeigen, was einerseits Mütter und andererseits Kita-Fachkräfte und Kindertagespflegepersonen alles leisten.

  1. Knapp 90 Prozent der berufstätigen Mütter mit Kindern unter drei Jahren arbeiten in Teilzeit.
     
  2. Die Inanspruchnahme von Betreuungsangeboten bei unter 3-Jährigen lag 2019 laut Kinderbetreuungsreport des DJI insgesamt bei 34 Prozent. Gleichzeitig wünschte sich fast die Hälfte (49  Prozent) der Eltern ein Betreuungsangebot für ihr Kind. Dadurch hat sich die Zahl der fehlenden Plätze wieder deutlich erhöht.
     
  3. Knapp drei Viertel (71 Prozent) der Deutschen lehnten 2017 laut Familienreport 2020 die Aussage ab, dass es die wichtigste Aufgabe einer Frau sei, sich um Haushalt und Familie zu kümmern.
     
  4. Wenn Eltern coronabedingt in Zeiten geschlossener Kitas und Schulen einspringen müssen, tragen die Mütter die Hauptlast: Einer Auswertung der Böckler-Stiftung zufolge haben in Haushalten mit mindestens einem Kind unter 14 Jahren 27 Prozent der Frauen, aber nur 16 Prozent Männer ihre Arbeitszeit reduziert, um die Kinderbetreuung zu gewährleisten. Bei Haushalten mit geringerem oder mittlerem Einkommen fällt die Diskrepanz noch größer aus.
     
  5. Mitte April 2021 waren laut Corona-Kita-Studie lediglich 67 Prozent der Kinder in der Kindertagesbetreuung – und nur 76 Prozent des sonst vorhandenen pädagogischen Personals war coronabedingt in der Lage, unmittelbar mit Kindern zu arbeiten.
     
  6. Realisierte Erwerbstätigkeit von Müttern pro Woche im Jahr 2018: 25 Prozent mehr als 36 Stunden, 24 Prozent 28 bis 36 Stunden, 28 Prozent 20 bis 28 Stunden, 8 Prozent 15 bis 20 Stunden, 15 Prozent weniger als 15 Stunden.
     
  7. Mütter in Ostdeutschland sind tendenziell etwas häufiger erwerbstätig als Mütter in Westdeutschland. Sie schränken ihre Erwerbsbeteiligung auch mit jüngeren Kindern nicht so stark ein wie Mütter im Westen. So waren 2017 rund 44 Prozent der Mütter im Osten mit einem Kind unter drei Jahren berufstätig, bei den Müttern im Westen lag dieser Wert bei 34 Prozent.
     
  8. Aufgrund des noch nicht gedeckten Betreuungsbedarfs der Eltern würden bis 2025 mehr als 370.000 zusätzliche Plätze für unter 3-Jährige in Tageseinrichtungen und Tagespflege benötigt – davon 350.000 in Westdeutschland.
     
  9. Frauen wenden pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Dieser Unterschied wird als "Gender Care Gap" bezeichnet.
     
  10. Männer leisten 2019 pro Tag im Schnitt zwei Stunden und 46 Minuten unbezahlte Sorgearbeit, bei Frauen sind es vier Stunden und 13 Minuten.
     
  11. Alleinerziehende sind zu 90 Prozent Frauen.
     
  12. In einigen Kommunen erhalten Kindertagespflegepersonen laut Bundesverband für Kindertagespflege für die Betreuung eines Kindes einen Stundensatz von 3 Euro. 
     
  13. Die Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung sollte ursprünglich vom Bund mit 15 Mrd. Euro bis 2022 kofinanziert werden. Am Ende herausgekommen sind 5,5 Mrd. Euro durch das sogenannte Gute-Kita-Gesetz.
     
  14. Bei der Entscheidung, wer von den Eltern in der Corona-Krise die Arbeitszeit reduziert, spielen finanzielle Überlegungen eine wichtige Rolle: Familien mit wenig Geld könnten es sich häufig nicht leisten, auf das meist höhere Gehalt des Mannes zu verzichten.
     
  15. Nur gut ein Viertel der pädagogisch Tätigten in Kindertageseinrichtungen sind nach der OECD Fachkräftebefragung 2018 mit ihrem Gehalt zufrieden.
     
  16. Nur 60 Prozent derjenigen Paare mit Kindern unter 14 Jahren, die sich die Sorgearbeit vor der Corona-Krise fair geteilt haben, tun dies auch während der Krise. Bei Paaren mit einem Haushaltseinkommen unter 2000 Euro sind es sogar nur 48 Prozent. Das zeigt, dass Eltern, die finanziell stark unter Druck stehen, weniger Spielräume für eine faire Arbeitsteilung bleiben.
     
  17. Die Anzahl der in der Kindertagesbetreuung Beschäftigten hat laut Bildungsbericht zwischen 2008 und 2018 um 63 Prozent zugenommen.
     
  18. Kinder im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt werden überwiegend in einer Kindertagesstätte betreut. Bei den Kindern ohne Migrationshintergrund liegt dieser Anteil seit 2013 konstant zwischen 96 und 99 Prozent. Bei den Kindern mit Migrationshintergrund war die Betreuungsquote 2015 auf 90 Prozent gestiegen; inzwischen ist sie jedoch wieder gesunken und lag 2018 nur noch bei 82 Prozent. Damit hat sich der Abstand zwischen den Kindern mit und ohne Migrationshintergrund wieder auf 17 Prozent vergrößert.
     
  19. Die vertraglich vereinbarten Betreuungsumfängen in Stunden pro Woche nehmen in der Kindertagesbetreuung kontinuierlich zu. Über 50 Prozent der Kindertagesbetreuungsangebote sind ganztägige Betreuungsplätze mit mehr als 35 Stunden pro Woche und zwar sowohl für die Betreuungsumfänge der unter 3Jährigen (54 %) als auch für die 3Jährigen bis zum Schuleintritt (52%)
     
  20. 94 Prozent des Personals in der Kindertagesbetreuung ist laut Fachkräftebarometers des DJI weiblich.


Weitere Quellenangaben:

Zu 1.: Erste Corona-Lockerungen: Rolle rückwärts ins Alleinernährer-Modell abwenden, www.frauenrat.de/erste-corona-lockerungen-rolle-rueckwaerts-ins-alleinernaehrer-modell-abwenden/, abgerufen am 29. April 2021.


Zu 3.: Familienreport 2020 des BMFSFJ, www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/familienreport-2020-corona-eltern-befragung , abgerufen am 04.05.2021.


Zu 4.: Rückschritt durch Corona, www.boeckler.de/de/gender-18289-ruckschritt-durch-corona-23586.htm, abgerufen am 29. April 2021.


Zu 6.: Familienreport 2020 des BMFSFJ, www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/familienreport-2020-corona-eltern-befragung , abgerufen am 04.05.2021.


Zu 7.: BpB,vereinbarkeit von Familie und Beruf, www.bpb.de/nachschlagen/datenreport-2018/familie-lebensformen-und-kinder/277904/vereinbarkeit-von-familie-und-beruf, abgerufen am 04.05.2021.


Zu 9.: BMFSFJ, Gender Care Gap – ein Indikator für Gleichstellung, www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/gender-care-gap/indikator-fuer-die-gleichstellung/gender-care-gap-ein-indikator-fuer-die-gleichstellung-137294, abgerufen am 4. Mai 2021.


Zu 10.: BMFSFJ, Gender Care Gap – ein Indikator für Gleichstellung, www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/gender-care-gap/indikator-fuer-die-gleichstellung/gender-care-gap-ein-indikator-fuer-die-gleichstellung-137294, abgerufen am 4. Mai 2021.


Zu 11.: VAMV, Alleinerziehende fordern Entgeltgleichheit-Jetzt!, www.vamv.de/presse/pressemitteilungen/presse-detail, abgerufen am 4. Mai 2021.


Zu 14.: Rückschritt durch Corona, www.boeckler.de/de/gender-18289-ruckschritt-durch-corona-23586.htm, abgerufen am 29. April 2021.


Zu 16.: Rückschritt durch Corona, www.boeckler.de/de/gender-18289-ruckschritt-durch-corona-23586.htm, abgerufen am 29. April 2021.


Zu 18.: Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR): Bewegte Zeiten: Rückblick auf die Integrations- und Migrationspolitik der letzten Jahre Jahresgutachten 2019.

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Portrait von Katrin Frank und Niels Espenhorst

Katrin Frank und Niels Espenhorst

Katrin Frank ist Referentin für Familienhilfe, Frauen und Frühe Hilfen und Niels Espenhorst ist Referent für Kindertageseinrichtungen beim Paritätischen Gesamtverband.

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