Der Abschluss ist endlich in der Tasche und die langen Jahre auf der Schulbank sind vorbei – doch wie soll es jetzt weitergehen? Diese Frage kreist vielen jungen Menschen mit dem Ende der Schulzeit durch den Kopf. Nach der strukturierten Zeit steht man plötzlich ein wenig allein da und weiß noch gar nicht so genau, wohin der Weg gehen soll – vor allem jetzt, in einer sowieso sehr unsicheren Zeit.

„Wenn es heute zu Hause mal Streit gibt mit den Schwestern bleibe ich viel ruhiger, als vor dem FSJ,“ berichtet Francisca Müller über ihr FSJ und zeigt, dass dieses Jahr nicht nur neue Aufgaben mit sich bringt, sondern auch ein großes Entwicklungspotenzial. Das Freiwillige Soziale Jahr bietet jungen Menschen die Zeit, mehr über sich selbst und ihre Fähigkeiten zu erfahren. Bei der Reha-Südwest Ostwürttemberg-Hohenlohe gGmbH (Reha-Südwest OWH) gibt es zahlreiche Möglichkeiten für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Das Tätigkeitsspektrum des gemeinnützigen Trägers reicht von der Frühförderung über inklusive Schulkindergärten, einem Inklusionsunternehmen, mehreren Wohngemeinschaften, die pädagogisch begleitet werden, bis hin zu zwei staatlich anerkannten Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) mit Internat. Eines der SBBZ ist die Konrad-Biesalski-Schule (KBS) mit über 350 Schülerinnen und Schülern im gesamten Ostalbkreis und im Landkreis Schwäbisch Hall. Freiwillige können sich entscheiden, welcher Bereich sie am meisten interessiert und ein Jahr lang Menschen mit Behinderung betreuen, begleiten und unterstützen.

Junge Erwachsene bekommen wichtige Erfahrungen für das ganze Leben mit auf den Weg

Ob man den Unterricht in der Schule begleitet oder lieber den Alltag in einem inklusiven Schulkindergarten erleben möchte, im Internat oder Begleiteten Wohnen arbeitet – die Freiwilligen werden voll ins Team integriert und können ihre eigenen Ideen einbringen.

 „Ich durfte die Kinder in allem unterstützen – sei es beim Essen oder Lernen, aber auch das Wickeln, Toilettengänge und Zähne putzen gehören eben zu den Aufgaben. Bevor wir die Kita wegen Corona schließen mussten, durfte ich sogar einige Wochen die Pustegruppe übernehmen. Dass mir so viel Verantwortung übergeben und Vertrauen entgegengebracht wurde, hat mich schon stolz gemacht“, sagt Francisca Müller über ihre FSJ-Zeit in der Kita. Ihr Highlight waren die Fortschritte, die man jeden Tag an den Kindern beobachten konnte. Dass man selbst Teil der Entwicklungen der Kinder ist, sei etwas ganz Besonderes – das Gefühl, die Kinder und Jugendlichen geholfen zu haben, bleibt den Freiwilligen.

Niklas bei seinem FSJ im Begleiteten Wohnen der Reha-Südwest-OWH. © Reha-Südest OWH

Was man alleine nicht schafft, das schafft man eben gemeinsam 

Das merkt auch Niklas Weinschenk. Als erster Freiwilliger macht der 19-Jährige sein FSJ im Begleiteten Wohnen der RSW-OWH und hilft hier den Bewohnern ihren Alltag möglichst selbstständig zu meistern. Erst im August dieses Jahres wurde die Wohnung im Stadtoval Aalen eröffnet und von vier jungen Erwachsenen mit umfassender Behinderung bezogen. Mit dem Einzug in die erste eigene Wohnung wagen sie einen großen Schritt in die Selbstständigkeit – doch alleine Dinge zu meistern, ist manchmal gar nicht so einfach. Niklas hat sich genau deswegen für das FSJ im Begleiteten Wohnen entschieden, weil er gerne erleben möchte, wie Menschen mit Behinderung ihren Alltag meistern und ihnen dabei helfen. „Ich konnte schon jetzt einen sehr guten Kontakt zu den Bewohnern aufbauen und ganz ehrlich, ich habe sie bereits nach so kurzer Zeit in mein Herz geschlossen,“ berichtet uns Niklas direkt aus der WG mitten in der Aalener Innenstadt. Gemeinsam beginnt sowohl für Niklas als auch für die jungen Bewohner ein ganz neuer Alltag. „Mein Tagesablauf ist sehr an den Alltag der WG angepasst,“ erzählt Niklas weiter, „ich komme nach dem Mittag in die WG und dann wird der Tag gemeinsam geplant. Wir gehen einkaufen, spazieren und entscheiden, was wir essen. Wir kochen auch gemeinsam und essen zusammen zu Abend.“ Der 19-jährige unterstützt mit seiner Arbeit Fachkräfte und den Pflegedienst, der für die rund um die Uhr Betreuung der Bewohner sorgt.

Dein FSJ bei der Reha-Südwest OWH

Manchmal hilft ein Freiwilligendienst einen ganz persönlichen Traum zu verwirklichen

Aleks Gmyzin hat im Schuljahr 2017/2018 seinen Freiwilligendienst in der Berufsschulstufe der Konrad-Biesalski-Schule absolviert. Seine Aufgaben waren die Begleitung der Schüler im Unterricht, Unterstützung der Lehrkräfte und die Über­nahme von pflegerischen Tätigkeiten. Nach seinem Freiwilligendienst ist er nach Freiburg in eine WG gezogen, um eine duale Ausbildung als Chemielaborant zu beginnen, die er erfolgreich beendet hat. Danach erfüllte Aleks sich seinen Traum Molekulare Medizin zu studieren. Hier einen Studienplatz zu ergattern, ist gar nicht so einfach. Im Freiwilligendienst wurden ihm alle Möglichkeiten aufgezeigt, wie ein Weg in Richtung Studium aussehen kann.

 

Viele junge Menschen entdecken durch das FSJ erst ihr Interesse am sozialen Bereich und nicht selten auch andere Fähigkeiten, die ihnen dabei helfen, die für sie passende Berufswahl zu treffen. 

Eckdaten zum Freiwilligen Sozialen Jahr

Was dich in deinem Jahr als FSJler erwartet
  • Das FSJ dauert in der Regel 12 Monate und orientiert sich bei uns zeitlich am Schuljahr von September bis August. In diesem Schuljahr sind 47 junge Menschen als Freiwillige in den verschiedenen Einrichtungsteilen im Einsatz.
  • Du kannst zwischen verschiedenen Einsatzstellen und damit auch Tätigkeitsfeldern wählen. Dein FSJ kannst du entweder in unseren verschiedenen inklusiven Schulkindergärten, unserer Schule, im Internat oder auch im Begleiteten Wohnen absolvieren.
  • Du bekommst Taschengeld, einen Freiwilligen-Ausweis, eine Fahrtkostenpauschale und bist sozialversichert.
  • Auf Seminaren mit den anderen Freiwilligen unserer Einrichtung hast du die Chance dein Fach- und Allgemeinwissen zu erweitern, deine Arbeit zu reflektieren und Freunde fürs Leben zu finden.
  • Andere Kulturen kennenlernen. Bei uns absolvieren auch junge Erwachsene aus dem Ausland ein Freiwilliges Soziales Jahr und lernen hier nicht nur selbst eine neue Kultur kennen, sondern bringen auch ihre Kultur mit ein. Ein toller Austausch!
So bewirbst du dich für dein FSJ
  • Bewerben kannst du dich für ein FSJ, wenn du zwischen 16 und 26 Jahre alt bist,
  • für den BFD, wenn du älter als 27 Jahre bist,
  • wenn du dich gerne für andere engagierst und einsetzt.
  • Deine Bewerbungsunterlagen müssen Lebenslauf mit Foto, Anschreiben und Kopie des letzten Zeugnisses enthalten.

Du machst ein FSJ oder einen BFD bei einem Paritätischen Träger?

Mach mit beim AktionsMai Paritätische Freiwilligendienste vom 10. bis zum 21. Mai 2021!

Mach ein Bild, das zeigt, was deinen Freiwilligendienst besonders geprägt, überrascht und/oder inspiriert hat. Erzähl in einem Text, Video oder mittels Audiodatei welche Geschichte sich hinter deinem Bild verbirgt. Ab dem 23. April kannst du einen Beitrag einreichen.

Wir freuen uns auf deine Erfahrungen!

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Autor*in

Portrait von Saskia Schachner

Saskia Schachner

Saskia Schachner ist bei der Reha-Südwest Ostwürttemberg-Hohenlohe für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

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